Geschichte

Das Schützenhaus-1787 in der Schützenstraße

Das Schützenhaus, 1787 in der Schützenstraße

Die Geschichte der Luckenwalder Schützengilde von 1896 bis 1939

Die Geschichte der Schützengilde Luckenwalde von 1425 bis 1925 wurde vom Presseausschuss der Gilde unter Federführung von Arno Runge 1925 als Festschrift herausgegeben.
Bei der Suche nach Unterlagen und der Geschichte der Gilde habe ich 1992 im Luckenwalder Heimatmuseum in der Luckenwalder Zeitung vieles über die Gilde gefunden und abgeschrieben. Einiges habe ich in einer Broschüre “Gedichte und Prologe, eine andere Form der Geschichte der Schützengilde Luckenwalde” 2002 veröffentlicht. Aber auch in den Festschriften zu den Schützenfesten seit 1993 ist einiges bereits veröffentlicht. Da für die Geschichte der Gilde unter den Mitgliedern Interesse besteht, war die Zusammenfassung, des aus der Luckenwalder Zeitung entnommenen und mit Bilder ergänzten, das Richtige um diesen Interessen entgegen zu kommen. Es ist auch ein Beitrag zur Luckenwalder Geschichte.

7. Juli 1896

Im Juli 1896 fand aus Anlass des Schützenfestes das Schützenessen im Schützenhaus statt. Eingeladen hatte dazu der Schützenkönig des Vorjahres.

Am Schützenessen nahmen etwa 100 Personen teil. Der Herr Landrat von Cossel widmete das erste Hoch Seiner Majestät dem Kaiser, Herr Superintendent Breithaupt gedachte Ihrer Majestät der Kaiserin, Herr Schlossermeister Klinkert toastete auf den Magistrat und der Bürgermeister Herr Suchland weihte sein Glas der Schützengilde.

Beim Königsschießen gab den Meisterschuss Herr Drechslermeister Schollbach ab und errang somit die Königswürde, welche er bereits einmal bekleidet hatte.

Zum ersten Ritter wurde Herr Malermeister A. Leber und zum zweiten Ritter

Herr Spediteur Otto Münnich ernannt.

6. Juli 1898

Zum 200 jährigen Jubiläum der Schützengilde sind umfangreiche Vorbereitungen flott im Gange und sie lassen darauf schließen, dass dieses Fest an Glanz alle bisher gefeierten Schützenfeste übertreffen wird. Dass es dabei an Genüssen aller Art sowohl für die Schützen, wie für die übrigen Festteilnehmer nicht fehlen wird, bedarf wohl nicht erst besonderer Erwähnung. Den Sammelpunkt des Festes wird die gegenwärtig im Bau befindliche große Festhalle bilden, in welcher auch das Festmahl abgehalten wird, zu dem bis jetzt 350 Teilnehmer gemeldet sind. Zahlreiche und zum Teil kostbare Ehrenpreise von Schützen und Freunden der Gilde, sowie von dieser selbst gestiftet, werden zur Verteilung gelangen.

Die Festordnung ist etwa folgende:
Mittwoch, den 13. Juli früh: Empfang der auswärtigen Schützen am Bahnhof und Einmarsch in die Stadt. 9 Uhr Aufstellung auf dem Markt, Abholung des Schützenkönigs und der von ihm selbst gestifteten Jubiläumsfahne. Die Rückkehr nach dem Markt erfolgt über Haag, durch die Weinberg-, Kirch-, Treuenbrietzener-, Breite – Strasse. Hier findet die Begrüßung der Schützen durch die städtische Behörde statt (
Ansprache des Herrn Bürgermeister Suchsland). Daran anschließend vollzieht Herr Landrat von Cossel die Fahnenweihe. Parademarsch der Schützen beschließt den Festakt, worauf der Ausmarsch nach dem Schützenplatze erfolgt. Dort selbst findet von 1 bis 3 Uhr die Festtafel statt. Nach Aufhebung derselben beginnt das Schießen auf die Jubiläumsscheibe.

 

Aufruf!

Die Schützengilde feiert in den Tagen vom 12. bis 17. des Monats

das 200 jährige

Wiederbestätigungsjubiläum.

Zur Verherrlichung des Festes bitten wir die verehrte Bürgerschaft der Stadt Luckenwalde freundlichst, sich möglichst zahlreich an die Ausschmückung der Strassen und Häuser beteiligen zu wollen.

Laub wird unentgeltlich verabfolgt vom Freitag, dem 8. Juli, bei Herrn C. H. Falkenthal und Söhne, Th. Kühne, Dochan, Richard Baer, Niedermeier, im Schützenhaus, auf der Gasanstalt und in der Turnhalle in der Wilhelmstrasse.

Die Deputierten.

 

11. Juli 1898

Ein prächtiges Geschenk hat unsere Stadt der Schützengilde zu Ihrem 200 jährigen Jubiläum zugedacht. Dasselbe besteht aus einem 60 cm hohen silbernen Tafelaufsatz und einem silbernen Humpen. Die Überreichung dieser Ehrenpreise, welche entsprechende Widmungen tragen, erfolgt heute abend in der Verwaltungsratssitzung der Schützengilde.

Dieser Tafelaufsatz soll dauerndes Eigentum der Gilde bleiben zum Schmucke der Tafel bei Festen der Gilde und die kommenden Generationen daran mahnen, dass sie werden wie die Alten waren:” Pflichttreue und ehrenhafte Bürger der Stadt Luckenwalde”. Der Humpen aber soll ausgeschossen werden und zwar mit der Beschränkung, dass nur Luckenwalder Schützen daran teilnehmen dürfen.

Der Oberst der Gilde, Herr Enderlein nahm die Geschenke mit herzlichen Dank entgegen und brachte denselben einen Hoch auf Magistrat und Stadtverordnete zum Ausdruck. Hierauf übereichte Herr G. Prochnow im Namen des Luckenwalder Gastwirts-Verein zwei Geschenke und zwar einen prachtvollen silbernen Pokal, der Eigentum der Gilde und einen  Becher, der ausgeschossen werden sollte. Herr Deputierter Schollbach dankte herzlich für die Aufmerksamkeit des Gastwirts-Verein und nahm die Geschenke im Namen der Gilde entgegen. Auch vom Lehrer-Kollegium der Stadt ist der Gilde ein herrlicher aus Silber getriebener Pokal übermittelt worden.

Mittwoch, 13. Juli 1898

Gegen 9 Uhr waren sämtlich angemeldeten Gilden eingetroffen und zwar aus Charlottenburg, Rixdorf, Steglitz ( 2 Gilden ), Jüterbog, Treuenbrietzen, Jessen, Annaberg, Berlin (Schießfreunde ), Teltow, Dahme, Baruth, Zossen, Zehlendorf und Lichterfelde, so dass insgesamt 14 Städte mit 15 Gilden und ebenso viele Fahnen vertreten waren.

Abholung des Rentiers Falkenthal von seiner Wohnung Trebbiner Strasse 15

Abholung des Rentiers Falkenthal von seiner Wohnung Trebbiner Strasse 15
Kreuzung Trebbiner Strasse, Beelitzer Strasse


Nach Abholung des Schützenkönigs aus der Beelitzer Strasse setzte sich der Zug in Richtung Haag zur Abholung des Rentiers Herrn Falkenthal und der von ihm hochherzig gestifteten Fahne in Bewegung. Leider war es dem edlen Stifter, seines leidenden Zustands wegen nicht vergönnt, im Zuge mit zumarschieren, er wurde vielmehr in einem Krankenfahrstuhl nach dem Marktplatz gebracht. Unterdessen passierte der Festzug mit der neuen, von zehn Jungfrauen getragenen Fahne die Weinberg-, Kirch-, Treuenbrietzener- und Breite-Straße. Auf dem Marktplatz wurde abermals Aufstellung genommen. Herr Oberst Enderlein hielt eine kurze Ansprache, worauf die Musik das Lied “Gott grüße Dich” intonierte. Nachdem die Akkorde verklungen, betrat Herr Bürgermeister Suchsland das geschmückte Rednerzelt und verlieh im Namen der Stadt den Gefühlen der Freude und des Dankes für das zahlreiche erscheinen der auswärtigen Schützen, sowie für die außerordentliche rege Beteiligung der Einwohnerschaft von Stadt und Umgebung an diesem Feste beredten Ausdruck. Als dann betrat eine der zehn Jungfrauen, Fräulein Elisabeth Jurich, das Podium und trug in vorzüglicher Aussprache mit sehr klarer und ausdrucksvoller Stimme einen Prolog vor.
Auf der gestifteten Fahne auf grünen Seidenuntergrund prangten in goldbestickten Buchstaben die Worte:
“Sicheres Aug – feste Hand – treues Herz dem Vaterland”
Seine Majestät der Kaiser hat einen goldenen Fahnennagel zu der neuen Fahne gestiftet.
Jubiläumskönig wurde Herr Fuhrwerksbesitzer Hahn aus Baruth, Ritterwürde erhielten Paul Hoffman aus Annaberg und Richard Kreuter aus Luckenwalde.
15. Juli 1898
Beim Königsschießen der Gilde errang die Würde des Königs und damit die Berechtigung zum Tragen des von Seiner Majestät Wilhelm II. der verliehenen Schützenadler, Herr Leber.
Die Ritterwürde errangen die Herren Julius Thiele und Zimmermeister Mewes.
Bei der Proklamierung des neuen Schützenkönigs, welcher sich in früheren Jahren bereits mehrfach die Ritterwürde erkämpft hatte, erfolgte dessen Dekorierung mit dem Schützenadler.
Die von der Charlottenburger Gilde gestiftete Medaille erschoss sich Herr E. Richter.

Am Sonntag, den 09. Juli 1899 beteiligte sich die Gilde in der Stärke von 30 Mann an dem Schützenjubiläum in Jessen, an welchen im Ganzen 18 Gilden mit etwa 500 Schützen teilnahmen. Von den zur Verteilung gelangten Preisen haben die Luckenwalder Schützen nicht weniger als 12 Preise mitgebracht, darunter den zweiten Preis Herr W. Münnich ,den 3. Preis Herr Leuchner, den 4. Preis Herr Kreuter und den 5. Preis Herr Luhne. Für die Treffsicherheit unserer Schützen spricht übrigens die Tatsache, dass die genannten auf 145 Meter mit zwei Schuss nach der zwanziger Ringscheibe sämtlich 37 Ringe geschossen haben.
Von den sechs Fahnen der Schützengilde sind drei von preußischen Königen der Gilde verliehen worden. Die Älteste stammt aus dem Jahre 1753 und ward von Friedrich dem Großen gestiftet.
Der Stifter der nächsten Fahne war Friedrich Wilhelm der III., welcher der Luckenwalder Schützengilde diese Fahne 1803 überwies.
Sie trägt folgende Widmung:
Unter der weisen Regierung Friedrich Wilhelm III.
der Schützengilde zu Luckenwalde gewidmet im Jahre 1803.

 

Heimatmuseum Luckenwalde

Horst Maetz